R U C C O L A 1
KOMM
ein Sonettenkranz
Mai 2001/ August 2001/ April 2004 (80 Hefte)
Zu Ruccola 1
36 Seiten, mit einem Beipackzettel. Ein Sonettenkranz
in Form einer Collage- eine Collage in Form eines Sonettenkranzes. Ruccola 1 ist eine Kette von 14 inhaltlich und formal aneinander gehängten Sonetten, die in ein
15. Sonett einmünden. Das Ganze wurde um das Jahr 2000 herum collagiert aus Gedichtesätzen von 80 Dichterinnen / Dichtern des 20. Jahrhunderts. Ein Stimmenteppich,
die Nähte sind spürbar. Ein Lese- und Hörspiel, in dem 80 Stimmen sich reiben und reimen oder sich ungereimt ins Wort fallen, die Orte, Zeiten und Personenumrisse im
Zeilenumdrehen wechselnd. Trotz der Brüche und Risse entwickelt sich dabei eine neue Einheit. Ein Ich meldet sich, sprunghaft zwischen Übermut und Schwermut,
das einen Lebensbogen mitmacht von einem mysteriösen Auf-die-Welt-Kommen übers Liegen, Sitzen, Stehen, Gehen, Laufen, Springen, Tanzen, Fahren, Schwimmen, Steigen,
Fliegen, Fallen bis zu einem bittersüßen Schwebeglauben an Wolken, grüne Vögel und andere Dichtergeschäfte.
Im selben Ruccolaheft wird in einem zweiten Durchgang vollständig über die
Herkunft der Zitate Auskunft gegeben. Service für die Leser, Huldigung den Autoren.
“Die Hommagen an die Dichtkunst des 20. Jahrhunderts sind sehr sympathisch, in der Form und der Auswahl oder Aufbereitung.”
Barbara Schäfer, Chefdramaturgin Bayerischer Rundfunk Hörspiel und Medienkunst
Beispiele aus Ruccola 1
VIII
Danzaremos
Dame la mano y danzaremos
Schon tanzt das Meer mit tausend Wellen
Du wirst deinen Namen vergessen
Durch unsere Kneipe lief ein grünes Roß
Es kommt von mir, es geht zu dir
Es ist kein Mensch, es ist kein Tier
Nun tanzen die Ratten im Geklirr
Sie tanzen auf dem Dachboden und in Wien
Alle ich kommen gerannt
manche springen mit steifen Knien
Kommt, reden wir zusammen
O mein Bruder, Komm tanz den Papa-Mama-Tanz
Fahr du, Sohn, in dein Land
IX
Fahr du, Sohn, in dein Land
egal wohin, nicht Stadt noch Dorf
ins aller Länder Gegenland
Die Sonne sprang hier fort
Jetzt gehst du ganz allein in Paris durch die Menge
Du sitzt im erleuchteten Zentrum. In den sauberen Behältern Da steigen Morgensüchtige auf
Zur Röte
oben die wolken und lesend
sitzen leute in der luft; Vancouver nebenan
nachmittags Antillen
Blau kommt auf
wie Mörikes leiser Harfenton
die fern schwimmende Insel
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Beispiel aus der 2. Hefthälfte:
VIII
Danzaremos
Dame la mano y danzaremos; Gabriela Mistral: Dame la mano
Schon tanzt das Meer mit tausend Wellen, G Mistral: En dónde tejemos la ronda?
Du wirst deinen Namen vergessen G Mistral: Dame la mano
Durch unsere Kneipe lief ein grünes Roß Rainer Brambach: Unser Roß
Es kommt von mir, / es geht zu dir
Es ist kein Mensch, / es ist kein Tier. Josef Guggenmos: Der Brief
Nun tanzen die Ratten im Geklirr Else Lasker-Schüler: Mein blaues Klavier
Sie tanzen auf dem Dachboden und in Wien Anne Sexton: Die Berührung / The touch, Ü: S Morawetz
Alle ich kommen gerannt
manche springen mit steifen Knien Les Murray: Die Kühe am Schlachttag (Atlas der neuen Poesie Anth)
KOMMT, REDEN WIR ZUSAMMEN Gottfried Benn
O mein Bruder,/ Komm, tanz...den Papa-Mama-Tanz A Sexton
Fahr du, Sohn, in dein Land Marina Zwetajewa: Strophen an den Sohn, Ü: R Kirsch
(c: Renate Gutdeutsch, Ruccola 1, 2001)
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